1996 und 1997

 

Die Vereinbarung und das Symbol der Liebe

 

3 Jahre nach dem Tod meiner ältesten Tochter starb auch mein Vater, der ein sehr enges Verhältnis zu ihr (und auch zu mir) gehabt hat und sie sehr vermisste.

Er, meine Tochter und meine Oma sind die drei Menschen, die mir die wichtigsten Lehren und weisen Botschaften des Lebens vermittelt und vorgelebt haben. Sie waren mir ganz besondere Lebens-Lehrer.

2 Tage vor dem Geburtstag meiner Tochter, an dem sie 22 Jahre alt geworden wäre, ging auch mein Vater.

 

Einige Zeit zuvor hatten wir ein interessantes Gespräch über den Tod und das, was danach noch kommen könnte, geführt. Im Gegensatz zu mir glaubte mein Vater nicht daran, dass es nach dem vermeintlichen Tod weitergeht. Zumindest sagte er das.

Aus vielen Interviews mit alten Menschen in einem Seniorenheim (2003-2006) erfuhr ich später, dass es oft Angst ist, die Menschen dazu veranlasst, so zu sprechen. Ihnen fehlt der Mut, an ein Weiterleben zu glauben und deshalb verleugnen sie lieber ihre stille Hoffnung auf ein besseres, glücklicheres Weiterleben... Andere wollen sich nicht lächerlich machen, denn "tot" ist schließlich "tot", der Körper zerfällt oder wird verbrannt - und was soll denn dann noch kommen?

 

Wie auch immer, ich traf mit meinem Vater eine Vereinbarung:

Wer von uns beiden zuerst sterben würde, solle sich bei dem "Hinterbliebenen" melden. Unbedingt, und mit allen Möglichkeiten, die sich bieten und die hier, in der materiellen Welt, erkennbar sein würden. Wir lachten sehr, als wir überlegten, was das alles sein könnte und kamen dann auf "Lampen flackern lassen", "Glühbirnen durchknallen lassen", "Bilder schief hängen", "Geräusche machen", "als Geist erscheinen" oder was immer sonst noch möglich sein würde...

Erst einmal geriet das Gespräch in Vergessenheit, doch es lebte nach einigen Jahren wieder auf...

Ich komme an anderer Stelle darauf zurück.

 

 

1997

 

Der Winter meldete sich zu Wort, und die Tage und Nächte waren schon recht kalt.

Eines Morgens musste ich schon sehr früh zu einem Treffen der Leukämie-Hilfe aufbrechen. Es wurde gerade etwas hell. Als ich unsere Küchentür öffnete, hinter der sich die Auffahrt zu unserem Carport befand, fiel das Licht direkt auf mein Auto, das ich dort geparkt hatte.

In der Nacht hatte es offenbar zuerst geregnet und dann gefroren, denn alles war mit einer Eisschicht überzogen, auf die dann Schnee gefallen war. Alles war mit einer dünnen weißen Schicht bedeckt.

Es lenkte mich zuerst ab, doch als mein Blick erneut auf mein Auto fiel, das wenige Meter entfernt schräg auf der Auffahrt stand, erkannte ich seltsame Zeichen auf dem Holm über der Fahrertür. Verwundert ging ich näher, um zu sehen, worum es sich handelte. Es war ein Schriftzug (ungefähr einen Meter breit), der tief in das Eis gekratzt war. Ich dachte, dass ganz sicher der Lack meines Autos beschädigt sein müsse (was sich später als nicht richtig erwies), vorrangig machte ich mir aber ganz andere Gedanken...

Total verblüfft stand ich vor meinem Auto und fragte mich, wie und wann der Schriftzug dorthin gekommen sein könnte. Wer hat sich die Mühe gemacht, diese Worte in der Dunkelheit ausgerechnet in das Eis auf meinem Auto zu kratzen?

Es gab keinerlei Spuren im Schnee, auch keine "Eisabfälle", die beim Kratzen angefallen sein müssten - alles rundum war total "clean". Um zum Auto zu gelangen hätte jeder einen langen Weg die Auffahrt hinauf und um das Haus herumgehen müssen, aber nirgendwo gab es Spuren im Schnee. Und überhaupt - wer hätte das schreiben sollen und wollen - es kam zu der Zeit niemand dafür infrage.

Zu meinem Mann passte es ganz und gar nicht, und er bestritt später auch energisch, der Verursacher gewesen zu sein.

 

Nur eine einzige Person fiel mir sofort ein, und auch der Schriftzug kam mir sehr vertraut vor... Zudem hatte sie mir diese Worte viele Male gesagt und geschrieben. Meine Tochter…

 

Ins Eis geritzt waren die Worte "Ich liebe dich".

 

Und dabei blieb es nicht...